HAUS
Die Nacktschnecke, die arme, kommt nackt zur Welt, lebt nackt, liebt nackt und stirbt nackt. Die Weinbergschnecke hat wenigstens ein Dach über dem Kopf, ein Haus auf dem Rücken. Der Mensch gleicht eher der Nacktschnecke. Er kommt nackt zur Welt – kein Fell, keine Federn, keine Wolle, keine Schuppen, keine Schalen schützen ihn, geschweige denn ein Dach. Und weil das Angebot an Höhlen begrenzt und zudem ortsgebunden ist, muss sich der Mensch sein Dach über dem Kopf und sein Haus über Bauch und Bett selber bauen. Das traurige Los des Menschen ist die Obdachlosigkeit. So ist das HAUS zur existenziellen Metapher des Menschen geworden. Ein Symbol für Schutz und Zuflucht, für Geborgenheit und Wärme, für Familie und “Zuhause”. Das HAUS symbolisiert aber auch das Gegenteil: als Ort der Einsamkeit, der Anonymität und des Schreckens: Plattenbau, Mietskaserne, Bunker, Zuchthaus… Das HAUS ist wie ein Spiegel der menschlichen Seele: Einerseits der Traum vom eigenen Haus und von glücklicher Sesshaftigkeit, andererseits der Albtraum von Verwahrlosung und Gefangensein…